Im Frühjahr 1965 erschien dieses satirische Buch bereits bei einem Verlag, der heute nicht mehr existiert: Schwule proben den Aufstand, machen – lange vor Stonewall – eine Revolution im todlangweiligen, spießigen Deutschland der 60er Jahre. Die schwule Revolution! Welche Bewegungsschwester hätte nicht schon einmal davon geträumt. Und wenn gleich mehrere Schwestern das gleiche träumen, gründen sie natürlich einen Organisationsverein und zerstreiten sich alsbald darüber, wie nun weiter vorzugehen sei. Wie unsagbar komisch diese deutsche und somit selbstverständlich ernste Revolution war, belegt diese verdienstvolle Dokumentensammlung aus dem Jahr danach. Der Satiriker Rexhausen hat mit großer Akribie die erschütterndsten Dokumente zusammengetragen: peinliche genaue Planungen für den Ernstfall, der Aufbau eines schwulen Netzwerks, das sich bis weit hinauf in die Führungsebene der Bundeswehr erstrecken sollte, die perfiden Erniedrigungen, die für die vorübergehend verhafteten Mitglieder der Bundesregierung (damals CDU/CSU) vorgesehen waren, und schließlich die verzweifelten Versuche, – im Falle eines Erfolges – eine schwule Übergangsregierung auf die Beine zu stellen. Bei so viel Organisation kann eine Revolution eigentlich nur schiefgehen. Laut Erlass durfte sich »in Tagen der Tat« niemand Soldaten und Polizisten anbiedern, bei der Stürmung von Gefängnissen durften die Inhaftierten nicht als Freiwild betrachtet werden – »trotz ihrer oft erregenden barbarischen Schönheit und ihrer sexuellen Notlage«. Bei so vielen Verboten macht Revolution einfach keinen Spaß mehr.