Ein altes Mietshaus in Berlin ist Teil eines Nachlasses, es soll rasch entmietet und verkauft werden, aber es ist eben nur ein Teil, denn wie man an den Großteil des Nachlasses herankommt, ist eine Rätselaufgabe des Erblassers. Doch die Hausgemeinschaft wehrt sich: Herr Wischnewski, alternder Schwuler mit Sinn für Musik, Kunst und Literatur, ein flippiges Lesbenpaar (ziemlich laut beim Sex) mit praktischer Veranlagung vor allem für Bauarbeiten, eine alleinerziehende Mutter mit kleinem Kind und Adeptin der „Lachfleisch-Methode“. Und vor allem der Held der Geschichte, Stefan, eben volljährig geworden und angehender Bank-Auszubildender, mit leichtem Hang zu spießigen Ansichten, gerade nach Berlin gekommen, um endlich seine Wochenend-Affäre Noah nicht nur täglich (und nächtlich), sondern ganz für sich allein zu haben. Und es gelingt dieser bald sehr verschworenen Gemeinschaft, den Brief zu finden, auf dem der Weg zum Nachlass-Vermögen steht, und es beginnt eine wilde Schnitzeljagd quer durch Berlin. Diese Schatzsuche wäre allein schon ein grandioses Lesevergnügen, eine Mischung aus 5-Freunde-Roman und magischem Großstadtmärchen, flott erzählt, vollkommen abgefahren und unglaublich lustig. Zugleich liefert Jasper Nicolaisen in der Gestalt perfekter Unterhaltung eine scharfsinnige Darstellung des gegenwärtigen Standes queerer Debatten. Doch was überall als Geschrei und Gezänk ausgetragen wird, erscheint hier immer wieder als ebenso sympathische wie charmant humorvoll zu akzeptierende Versuchsreihe, das Leben schöner und aufrichtiger zu gestalte, jede Einzelszene zugleich ein erfrischendes ethisches Lehrstück, an das man sich gerne schmunzelnd erinnert.