Santiago de Chile, Anfang der 1970er Jahre, während des sozialistischen Experiments unter Präsident Salvador Allende: Jaime lässt sich treiben, verbringt die Tage am Fluss und die Nächte mit dem »Zigeuner«, der ein Motorrad besitzt und das Bier in Strömen fließen lässt. Jaime merkt, dass Männer und Frauen ihn sexy finden, und weiß selbst nicht so recht, was er will. Als der Zigeuner eines Nachts in einer Kneipe mit einem anderen Mann tanzt, wird er wütend: Das ist ihm zu schwul. Betrunken, wie er ist, sticht er den Zigeuner nieder. Jaime kommt ins Gefängnis. Die Männerwelt dort zwingt Jaime dazu, sich mit seiner Sexualität auseinanderzusetzen. Er landet in einer Vier-Mann-Zelle, in der der ältere Roberto den Neuling unter seine Fittiche nimmt. Doch Robertos Schutz hat seinen Preis: Des Nachts benutzt er Jaime, den alle den »Prinzen« nennen, ohne groß zu fragen, als Sexualobjekt. Und allmählich entsteht aus diesen Vergewaltigungen echte Zuneigung. Jaime baut sich im Gefängnis eine eigene Existenz auf, und als Roberto bei einer Messerstecherei stirbt, nimmt Jaime dessen Platz ein. Das Buch zum Film (im Herbst 2020) – ein Gefängnisdrama, das an Genet und Puig erinnert.
Mario Cruz: Der Prinz, Dt. v. J.J. Schlegel. D 2020, 100 S., Broschur