»Spatriati«, das sind in Apulien die aus der Art Schlagenden, die Spinner und Alleinstehenden, kurz: die, die nicht dazugehören – so wie Claudia und Francesco. Claudia, leuchtend rotes Haar, ist extravagant und durchsetzungsstark. Francesco, die »schwarze Traube«, akzeptiert stumm Geschlechterrollen und das »Gesetz des ruhigen Lebens« auf dem Land. Doch seine Mutter liebt ihren Vater. Und aus dem Ehebruch der Eltern entsteht eine ungleiche Freundschaft: Er verehrt Claudia abgöttisch, sie behandelt ihn wie den kleinen Bruder. Sie ist ihm stets zwei Schritte voraus, er sieht zu, wie sie an die falschen Männer gerät. Ihr lässt die Provinz keine Luft zum Atmen. Er ist den Traditionen Apuliens eng verbunden und kann dort doch als Schwuler nicht er selbst sein. Francesco folgt Claudia nach Berlin, wo ihn grenzenlose, auch sexuelle Freiheit erwartet und neue Fremdheit.- Tastend erzählt Mario Desiati von einer Herkunft, die einen nicht ohne Kratzer loslässt.
Mario Desiati: Spatriati
Dt. v. Martin Hallmannsecker. D 2024, 253 S., geb.