Sieben Jahre hat Robert das Dorf nicht mehr besucht, in dem er aufgewachsen war. Dass er schwul ist, traf bei seinen Eltern immer auf Ablehnung. Und anders als seine Schwester, deren Ehe mit einem Spanier zwar auf Missbilligung traf, die aber die Gräben der Vorurteile und der Ablehnung der Eltern zu überbrücken verstand, konnte er die Zurückweisung nie verwinden. Darum haben auch seine Eltern nie Roberts große Liebe, Gunnar, kennengelernt. Doch als er erfährt, dass seine über alles geliebte Großmutter ins Krankenhaus gekommen ist, es völlig ungewiss ist, ob sie den Schlaganfall überleben wird, packt Robert Gunnar ein und macht sich auf den Weg nach Hause. Doch der Besuch, der dazu gedacht war, seine Familie mit seinem schwulen Leben in der Großstadt zu konfrontieren und reinen Tisch zu machen, verkehrt sich unversehens zu einer Konfrontation mit all dem, was er selbst noch nicht verarbeitet hat. Robert hatte in seinem Heimatdorf nicht nur seine Familie, sondern auch seine erste große Liebe zurück gelassen – jetzt wieder auf Micha zu treffen, erwischt Robert kalt. – Roland Gramling hat eine unglaublich zarte Geschichte eines schwulen Heranwachsens geschrieben, denn sein Robert trifft bei seinem Heimatbesuch nicht nur auf die Erwachsenen der Gegenwart, »Heldensommer« lässt auch Kindheitserinnerungen wach werden, Robert erinnert sich an scheinbar sinnlose Spiele und Rituale, die nicht nur Vorboten seiner Sehnsucht nach Männern waren, sondern auch die Verbundenheit mit seiner Heimat in ihm verankerten, von der er dachte, dass er sie längst überwunden und hinter sich gelassen hätte. Und so scheint Robert auf einmal auch schwach zu werden, eine sentimentale Anwandlung lässt ihn glauben, zurückzukehren, in der nächstgelegenen Kleinstadt ein Kino zu betreiben, ein kleines beschauliches Glück als schwuler Patenonkel zu finden, könnte das sein, wonach er in Wahrheit sucht. Vor allem seine Jugendliebe Micha weckt alte Sehnsüchte in ihm – und Micha hat es scheinbar nicht geschafft, sich aus den Klauen des Landlebens zu befreien, mit Micha ein emanzipiertes, schwules Großstadtleben zu führen ist offenbar keine Option. Gekonnt lässt Roland Gramling seinen Helden sich immer tiefer in die Verwechslung von Heimat und Zuhause verstricken – wieder scheint es einen Ausweg nur durch den abrupten Abbruch der Beziehungen zu geben. Das tragische Ende des Helden, einsam fortgehen zu müssen, scheint unausweichlich, buchstäblich bis zum letzten Satz hält der Autor die Spannung aufrecht, die einer Lösung weichen muss, die ebenso einfach wie schön, romantisch und unerklärlich ist. Ein Roman, in dem jeder schwule Mann etwas von sich finden kann, ein Buch, das eigene Erinnerungen weckt – und vor allem Buch, das einen beim Lesen glücklich macht. Was will man mehr?